Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der freien Atonalität Schönbergs. Sie wurde schon zu seinen Lebzeiten häufig im Zusammenhang mit dem Expressionismus besprochen und nimmt deshalb eine besondere Stellung in seinem Œuvre ein. Aber der Expressionismus Schönbergs wurde bisher überwiegend mit Blick auf seine Vokalwerke — deren Texte mehr oder weniger expressionistische Tendenzen aufweisen — erläutert, so dass die Musikanalyse in erster Linie auf das Verhältnis von Musik und Text gerichtet wurde.
In der vorliegenden Abhandlung werden somit Schönbergs Instrumentalwerke schwerpunktmäßig zur Analyse herangezogen, um ihre expressionistischen Facetten herauszuarbeiten, wobei auch seine damalige Musikästhetik bzw. Musiktheorie berücksichtigt wird, die mehr oder weniger seine Kompositionen beeinflusst haben dürfte. Hierbei wird sich zeigen, dass Schönbergs frei atonales Werk durch das Fehlen von (hörend) wahrnehmbaren Zusammenhängen charakterisiert, was, um seiner Auslegung des Musikhörens zu folgen, ein rasches Analysieren erschwert. Dies hielt Schönberg aber damals um des Ausdrucks willen für positiv.
Aber ab 1917 stellte Schönberg den Begriff der Fasslichkeit in den theoretischen Mittelpunkt seiner Komposition. Und der Fasslichkeit halber hat er sich zur Aufgabe gestellt, Zusammenhänge herzustellen und hörend nachvollziehbar darzustellen. Seitdem ging die expressionistische Tendenz Schönbergs sowohl in seiner Musiksprache, als auch in seiner Musikästhetik zurück.
Schlüsselwörter: Schönberg, Atonalität, Zwölftontechnik, Expressionismus