Die Ästhetik und die Poetik Adalbert Stifters (1805-1868) stellen sich als Fortführung der deutschen Philosophie und Literaturtheorie, nämlich des deutschen Idealismus und der deutschen Klassik, dar. Folgende Arbeit bezweckt die sachliche Herausarbeitung der theoretischen Konstellationen in Stifters Ästhetik und Poetik. Als Bezugsschrift wird Stifters Beilage zu einem Gesuch um Bewilligung öffentlicher Vorträge über Ästhetik (1847) benannt.
Diese Schrift, die als seine eigene theoretische Arbeit über die Ästhetik bestimmt wird, obwohl sie bisher von einigen Forschern zitiert und erwähnt wurde, fordert doch noch weitere Erklärung und Erläuterung, damit man Stifters begriffliche Auffassung des Schönen und seine Poetik erkennen kann. Dabei ist kaum zu übersehen, dass seine Aussage immer wieder zur Sicherung des sittlichen Fundamentes des Menschen zurückkehrt, und die Schrift macht deutlich, dass diese Sicherung des Fundamentes durch die Kontrolle von Leidenschaft erzielt werden muss. Der entscheidende Punkt dieses Essays liegt darin, durch die Untersuchung der Grenze und Möglichkeit seines ästhetischen Gedankens, der beispielsweise im Nachsommer eine gewiße Ausprägung zu finden scheint, Stifters Mimesisprogramm (seine Poetik) im Rahmen seiner engen Verbindung von seiner ästhetischen Theorie und seiner Strategie der Affektkontrolle zu überprüfen.
Schlüsselwörter: Stifter, Ästhetik, Poetik, Idealismus, Schöne