Der Autor hat bisher anhand architekturhistorischer und ästhetischer Studien die Einflüsse der Schilderung des Graltempels im „Jüngeren Titurel“ auf die deutsche Architektur im 19. Jahrhundert aufgezeigt und erläutert, dass auch der berühmte Vertreter der deutschen Architektur des 19. Jahrhunderts, Karl Friedrich Schinkel (1781-1841), zweifelsohne durch seine umfassenden freundschaftlichen Beziehungen zu Boisserée, Görres und Schlegel Kenntnis vom Gral und seinem Tempel hatte und diese als Inspirationsquelle z.B. für seinen Entwurf der „Walhalla“ im Stile eines gotischen Rundtempels nahm. Es gibt zahlreiche Kritiker, die Schinkel aus der oberflächlichen Betrachtung seines Gesamtwerks heraus als Klassizist oder als Realist einstufen, doch eine Auslegung, die versucht, ihn in bestehende Stilkategorien zu pressen, ist sinn- und fruchtlos. Das Ziel der vorliegenden Abhandlung ist es daher, durch die Auseinandersetzung mit der Geistesgeschichte der Zeit, in der Schinkel aufwuchs, und die Interpretation der frühen Texte jener Zeit ein Bild Schinkels als Gralforscher zu zeichnen, der – das Jenseits des Todes im Blick – die innere Evolution anstrebte, sowie die architektonischen Aspekte der Kunstanschauung und der Kunstphänomene der deutschen Romantik zu beleuchten.
Schlüsselwörter (Keywords): Stilsynthese, Romantik, Karl Friedrich Schinkel, Gral, Neugotik