(Friedrich Schlegel und die Idee von Fragment. Ein Beitrag zur romantischen Ästhetik)
Die sich ihrer Modernität bewussten Frühromantiker, vor allem Fr. Schlegel, haben Fragmente mit Absicht verwendet, wie es sich aus einem Fragment von Fr. Schlegel ausgibt: „Viele Werke der Alten sind Fragmente geworden. Viele Werke der Neuern sind es gleich bei der Entstehung.“ In diesem Aufsatz untersucht der Verfasser nicht, die Fragmente als eine literarische Gattung zu behandeln, sondern es geht darum, zu zeigen, dass der Geist des Fragmentes dem Gedanken Schlegels zugrunde liegt.
Im Studienaufsatz von 1795 stellt Schlegel die vollendete Schönheit der alten Kunstwerke dem Fragmentarischen der modernen Kunstwerke gegenüber. Ab 1797 verleugnet er einen solchen Dualismus. Die Schlegel eigene Auffassung von Fragmenten lässt sich aus seiner Behauptung erkennen, dass das „Reifste und Vollendetste“ „Bruchstücke von Bruchstücken“ seien.
Die Fragmente können „vollendet“ sein, insofern als sie „Winke und Andeutungen“ sind. In diesem Sinne sind Fragmente mit Projekten gleichgesetzt. Und die Fragmente als Winke und Andeutungen müssen mit der sie ergänzenden bzw. verwirklichenden „Kritik“, die für sich selbst nichts anders als fragmentarisch sein kann, verbunden werden. Aufgrund von einer solchen Ergänzung vermitteln die Fragmente das Einzelne mit dem Ganzen, das Endliche mit dem Unendlichen, die Wirklichkeit mit der Möglichkeit und die Gegenwart mit der Zukunft.