Paul Klee schuf 1921 zwei Schriftbilder aus den Versen 2-3 im 1. Kapitel des Hohen Lieds, und der Text besteht aus der Nachdichtung von Klees Vater, Hans. Vorliegender Aufsatz analysiert die Komposition bzw. die schriftlichen und bildnerischen Elemente dieser Schriftbilder ausgehend von einer Untersuchung der Werke H. Klees und anderer Materialien im Bezug auf Aspekte, die bisher nicht ausfuhrlich behandelt worden sind. Mit seinem Vater teilte Klee zu einem gewissen Grad die Beschaftigung mit Asien und dem Orient, sowie mit Literatur und Musik, was einen wesentlichen Einfluss auf die Konzeption der Schriftbilder hatte. Die erste Version des Schriftbilds verdeutlicht die metrische Komposition des Gedichts H. Klees, indem bestimmte Farben auf Vokale bezogen werden. Dadurch wird sie zu einem Ausgangspunkt fur abstrakte Werke, die sich auf Musik beziehen. Die zweite Version des Schriftbilds ist illustrativer als die erste. Sie vervollstandigt den Inhalt des Gedichts, der das Hohe Lied als von der Liebe handelnd interpretiert, und reflektiert eine damalige bildnerische Theorie P. Klees, und zwar das dynamische Gleichgewicht des Dualismus von Mann und Frau. Die zwei Schriftbilder zeigen, wie erfolgreich P. Klees Experimente in der Kunst und im bildnerischen Denken damals waren.
Keywords (Schlüsselwörter): Paul Klee, Schriftbilder, Das Hohe Lied, Hans Klee, audition colorée